Poesiealbum neu

Gisela Hemau (*1938) Der andere Ort Gott war die hohe Stimme meines Vaters vermischt mit dem Rauschen des Baums an dem ich hing halb tot halb lebendig Jetzt fahre ich und fahre Vorbei an einem wolken- verwischten Ortsschild auf dem … Weiter

Katharina Düwel (*1948) Meine Großmutter „Höll Hitler“ oder „Litler“ hat sie gesagt. Das fiel nicht auf. Gebetet hat sie um das Spuk-Ende und für den gefallenen Sohn. Gegen die Kälte hatte sie Worte und altes Schuppenholz, ihr Eingemachtes brachte Verwandte … Weiter

Johannes Bobrowski (1917-1965) Wegwarte Wegwarte, mädchenschmale, ich seh dich immer stehn, wo mir die Wege alle der Welt zuende gehn. Dort kommt hell vor dem Walde der Fluß die Felder her. Dort warte an der Halde, bis daß ich wiederkehr. … Weiter

Thomas Böhme (*1955) EIN ZAHLKELLNER hat sich in der Tür geirrt. Er befindet sich in einem Klassenzimmer wo Hebräisch für Auswanderer gelehrt wird. Seine Augen begegnen dem umschatteten Blick der kleinen Jüdin, die vor mehr als einem halben Jahrhundert mit … Weiter

Peter Bornhöft (*1936) Die Lage der Dinge Ein Augenblick der Erstarrung eine Verhärtung der Eingeweide eine traurige Gleichgültigkeit als wäre das Licht für immer erloschen Am Morgen schon ist das Hochbild vom Menschen zu einer Lachnummer geworden Ein weißer Pierrot … Weiter

Franziska Beyer-Lallauret (*1977) Gelobtes Land Wir leben hier Unter den Einflugschneisen Der Wildgänse Wenn’s donnert Wähnen wir Flügelschläge Vom Vogelgott Nicht weit von hier Ragen muntere Reiher aus Gras Narben zwischen den Schachbrett Blumen im Frühjahr Wenn der ungebändigte Fluss … Weiter

Evelyn von Wietersheim (*1923) Erstickte Zeit             (meinem Vater) Da ist nichts, was dich halten kann. Die Wärme flieht In Luft gerinnt ein Fremdes Greift sich dein Gesicht Verteidigt Augen, Nase, deinen Mund Erstickt die Zeit Kalkweiß. Stoßweiser Atem gibt … Weiter

Elisabeth Hackel (1924-2014) Fremdlinge aus den Anden Die Sonnenblumen neigen sich Immer tiefer in den Herbst – Die Fremden aus den Anden Spiegelten mir Licht und meinem Inkatraum einen Sommer lang – Weite Reise Von Erdteil zu Erdteil vom Kondor … Weiter