Bei Lichte besehen

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Maren Schönfeld: Die Peripherie des Lichts
Lyrik-Empfehlung des Monats · Januar 2016

Zu den in der Gestaltung eher zurückhaltenden Titeln aus dem Programm des Schweinfurter Wiesenburg Verlages gehört Maren Schönfelds Lyrikedition „Die Peripherie des Lichts“. Das machte unlängst die Ausstellung verschiedener Gedichtbände aus diesem Verlag im Lyrik-Schaufenster der GZL deutlich. Dem Cover liegt, wie bereits bei früheren Veröffentlichungen von Maren Schönfeld, eine Arbeit des bildenden Künstlers Wolfgang Schönfeld zugrunde. Und das Optische lässt auch gleich eine Beziehung zur Natur anmuten. Der Leser (m/w) ahnt also, worauf er sich einlässt: Auf die Strenge und Milde des Lichts! Und auf eine lyrische Photosynthese!

In Maren Schönfelds Band wird nichts Geringeres als die Schöpfung behandelt. Das, was diese hervorbringt und umgibt: Kosmos und Klima; Flora und Fauna; Tages- und Jahreszeiten. All das sind Wegweisungen für diese Lyrik, die – bei aller Abschweifung – stets dem Menschlichen zugewandt ist. Das gilt für den Blick gen Himmel („[…] Träume / vom roten Mond“) ebenso wie für den, der sich auf eine Skulptur im Park („[…] das Mädchen dort aus Stein“) richtet. Ist doch der Draufblick – dieses bei Lichte besehen – der Schönfeldschen Lyrik immanent: „Blicke jagen unter / verstreuten Sternen / über den Boden“.

Und das gilt auch für die Wahrnehmung, als lyrisches Ich selbst im Blickfeld zu stehen: „Dein Auge gerichtet auf mein / Herz wie eine Kameralinse schaust / du […]“ – „Dein Blick der anfällt mich“. Und immer wieder ist die Rede von der Vergänglichkeit des Ichs und des Wirs. Wie deutlich wird doch die Hinfälligkeit des Menschen, gemessen am Lebensalter der geborgten Natur: „Borke an Haut / kannst umfassen was / sich rau an dich schmiegt doch / dieser Gefährte wird auch dich / überdauern[…]“.

Der Band, als lyrischer Ertrag aus zehn oder gar mehr Jahren, erschien Ende 2014. Da er keiner Mode folgt, könnte vieles daraus von heute sein.

Ralph Grüneberger

 

Maren Schönfeld

Bleiben ist nirgends

Bleiben ist nirgends
wir wehen durch unsere Häuser
wie ein Hauch während wir
an ihre Ewigkeit glauben und
vergessen dass nur Steinwerk ewig
ohne uns

Bleiben ist nirgends
nicht an ein Baumleben reichen wir
doch unsere Tode gehen weit
über uns hinaus Verwüstung
noch ohne uns

Bleiben ist nirgends
verschwindend sind wir unfähig
die Sekunde zu erkennen da uns
die Ewigkeit ansieht mit ihren
maßlosen Augen und sich abwendet
fortgeht ohne uns

Maren Schönfeld, Die Peripherie des Lichts, Gedichte, 60 S., geb.,
Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 2014;
ISBN-13: 978-3-95632-207-5