Nach „Immer schneller. Schülergedichte“ (2012) und „Gedichte von Welt. Leipzigs Partnerstädte“ (2014) erscheint mit „Worthaft. Texte politischer Gefangener“ die 3. Sonderausgabe der Zeitschrift „Poesiealbum neu„.
Sie vereint Lyrik, Liedtexte, Prosa, Publizistik sowie umfangreiche Informationen zu den 50 Autorinnen und Autoren dieser von Ralph Grüneberger ausgewählten und zusammengestellten Ausgabe.
Der Dank gilt Siegmar Faust und Lutz Rathenow für ihre vielfältigen Vorschläge und Hinweise.
Gegenstand dieser Texte sind nicht allein die Haftbedingungen und -anlässe in der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) bzw. der späteren DDR. Mit den Rubriken „Der Gast“ und „Klassik“ kommen auch im Deutschen Kaiserreich und während des Nationalsozialismus verfolgte Autoren zu Wort, ebenso ein zeitgenössischer Dichter aus der Türkei.
Mit großer Trauer gedenken wir unseres am 16. September 2018 gestorbenen Mitgliedes Ulrich Schacht und ehren ihn mit der Hervorhebung seines Gedichtes aus dieser Sonderausgabe:
Ulrich Schacht (1951-2018)
Ein Mensch zog aus
die Wirklichkeit zu finden.
so lange –
bis er sie fand: dunkel
war sie. Fast
Nacht.
Doch die Leute lachten
und meinten,
er sähe zu schwarz!
Die Herrschenden aber,
die durch Spitzel
über diesen Menschen
informiert wurden,
ließen ihn verhaften.
den,
der die Wirklichkeit
gefunden hatte.
Als die Leute das hörten,
flüsterten sie:
Das hat dieser Narr nun davon!
Warum musste er auch so
übertreiben.
Gefördert wurde diese Sonderausgabe (s. ausführliche Rezension Leipziger Internetzeitung 27.08.2018) vom Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Die Autorinnen und Autoren der Sonderausgabe:
Empfehlung des Monats · März 2018
von Michel Ackermann
Thomas Rackwitzs zupackender lyrikband “IM TRAUM DER DICH NICHT SCHLAFEN LÄSST“ und Jürgen Zimmermanns „SAISONLYRIK“
es geht ein mediales lächeln um, im zeitalter digitaler glücklichkeit. möglichst selfie-made, sozusagen eine art ego-digitales wasserstoffbömbchen, um die sozial-psychologisch obligatorische aufmerksamkeitsquote optimierter erreichen zu können. selbst die traurig-glücklosen hat die omni-glückliche gesellschaft im zweifelsfall fröhlich zu inkludieren. denn auch egalität ist ein understatement in der ungleichen gesellschaft. solch epidemisches understatement hat längst auch alle genres der kunst ergriffen. mindestens die jedenfalls, welche abseits unbeliebter negativer dialektik darum bemüht ist, in der tonalität und totalität der lächelnden gesellschaft ihren “auch-ein-bisschen-fröhlichen-ego-platz“ zu finden.