Was unterscheidet diesen Welttag von dem aus dem Vorjahr?
Wenig. D.h. die für heute geplante Welttag-Lesung im Raabehaus mit Autorinnen und Autoren aus Braunschweig und dem nahen Umfeld musste auch in diesem Jahr abgesagt werden.
Vorsorglich hat die Lyrikgesellschaft bis ihrer geplanten Freiluft-Veranstaltung am 20. Mai im Garten vom Literaturhaus Leipzig für den Frühling 2021 gar keine Lesung geplant. Voriges Jahr waren für den 20. und 21. März deutschlandweit neun Lesungen terminiert und mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) bis ins Kleinste vorbereitet worden. Eine Art Sprach- und Sprechlosigkeit greift seit Monaten um sich und verschiebt glatt die für April geplante „Poesiealbum neu„-Präsentation der „Gedichte zur Automobilität“ in den Sommer.
Ich blätterte gestern in einem Reclambändchen mit Herbstgedichten und habe noch immer Stefan Georges „totgesagten Park“ im Kopf und verbinde das plötzlich mit dem irrsinnigen Verbot der Hygienewächter von 2020, nicht einmal allein auf einer Parkbank sitzen zu dürfen – das Sinnbild der/des Lyriklesenden.
Und doch tut sich etwas: Unser Mannheimer Mitglied Manfred Klenk nimmt am heutigen Welttag der Poesie an einer Videoschalte teil und äußert sich anläßlich von Hilde Domins 15. Todestag zum Heimatbegriff dieser Dichterin.
Und Dr. Monika Hähnel, unser Mitglied aus der Zwickauer Region, trägt zusammen, was für die Auto- und Robert-Schumann-Stadt an diesem Tag in puncto Lyrik von Belang ist, siehe „Freie Presse“:
2015 haben wir in Zwickau mit den „Spiel-Arten der Lyrik“ unsere 3. Tage der Poesie veranstaltet. 2022 wird es erneut solche Veranstaltungstage geben, in Leipzig und Umgebung, geplant sind sie für den September.
Der Welttag der Poesie (und gern auch davor und danach) bietet eine gute Gelegenheit, um einen Gedichtband eines anderen Mitglieds zur Hand zu nehmen. Überhaupt ist Lyrik die passende Lektüre für jede Krise. Wird es also, derart geschult, nach dem Ende der allerletzten Allesschließung eine neue Lyrikwelle geben? Sagen wir lieber neue Lyrik-Lust, denn der Begriff „Welle“ ist mittlerweile nicht mehr allzu positiv besetzt.
Ralph Grüneberger
Vorsitzender