Loma Eppendorf (*1919-2016)
Rückblick der alten Simonetta auf ferne Kindertage
Ich hatte nur ein kleines Stimmchen
 Sang gar manche Töne falsch
 Doch sang ich gern und meist im Chor,
 ihr habt mir zugehört und es ertragen,
 die Soli – Abenteuer des Gleichgewichts.
 Auch wenn ich das Harmonium angriff
 Und spielte, ohne Noten, nur dem Klang
 nachhorchend, die Register zog, gewalt’ge Töne
 Durch Haus und Garten dröhnten,
 wahrlich keine himmlische Musik.
 Ihr ließet mich gewähren, nahmt meinem
 Unverstand die Freude nicht am Spiel.
 Vom Lied, das ich im Kopfe hörte,
 weiß ich den Reim noch heute,
 singe die Melodie bei ungewisser Trauer
 vor mich hin. Meine Stimme ist fester geworden,
 ich höre ihr ohne Schauern zu und danke euch
 für eure Liebe und Geduld – erst heute.
Quelle: Poesiealbum neu, Heft 2/2013: „In Familie“, (Doppelheft)
 