Dieter Treeck (*1936)
Es hängt mein Hut noch im Café
Schau´n Sie mich an: Ich stehe auf der Straße
mein Stammplatz im Café ist raucherfrei
wen stört die Pfeife? Es war doch in Maßen
Nun sorgt sich um mein Wohl die Polizei – Vorbei!
Das kleine Schild mit meinem Namen
such ich vergebens am vertrauten Ziel
Vorbei der frühe Flirt mit späten Damen
nun treibt ein Paragraph mich ins Exil
Ach, blauer Dunst nur, Quelle heit´rer Verse
die Dunhill gab der hohen Stirn Profil
Hier hilft kein Fleh´n und keine Kontroverse
und laute Töne waren nie mein Stil
Dies war der Ort, wo mich die Muse küsste
und in Gedanken Steffi vom Büfett
Vielleicht, wenn sie von meinen Träumen wüsste
gäb´ sie mir ein Stück Hoffnung zum Kaffee
Hier bin ich oft bei Sacher schwach geworden
für Käse-Sahne fiel mein letztes Hemd
doch die Charlotten haben mich umworben
im Paradiese, das mein NEIN nicht kennt
Mein Wohnrecht im Kaffeehaus ist erloschen
Schau´n Sie mich an: Es tut noch immer weh
Die letzten großen Phrasen sind gedroschen
nun hängt mein Hut noch einsam im Café
Ach, schau´n Sie weg! Ich hab die Faxen dicke!
Wer mich nicht will, der tut sich selber weh!
Und ehe ich am Mitgefühl ersticke
hol ich mir jetzt den Hut aus dem Café
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Herzlichen Glückwunsch unserem Mitglied Dieter Treeck
zum 85. Geburtstag. Wir wünschen ihm als Verfechter der Kaffeehaus-Literatur
noch viele „Musenküsse“.