Frank Sauer. Skizzen im Gegenlicht

August 2023 – Empfehlung des Monats von Renate Maria Riehemann

Frank Sauer. Skizzen im Gegenlicht

„Im Dazwischensein – ein Ort, ein innerer Zustand, den in Worte zu fassen herausfordert, obwohl sich dieses Schweben vertraut anfühlt.“

In seinen Gedichten wandert der Autor von Ort zu Ort, verweilt dort, verweilt dazwischen, und erfasst das, was in sein Auge blickt, in Worte, um für ihn besondere Momente festzuhalten und ihnen eine tiefere Bedeutung zu geben. Dabei geht es nicht um tiefgründige Reflexion des Weltgeschehens oder um problemorientierte Innenschau, sondern um das wachsame Betrachten und Einordnen der Orte und Begegnungen sowie deren Wechselwirkungen.

Unter dem Titel „Am Rande des Schlafs“ sind die ersten dreizehn Gedichte von insgesamt dreißig Gedichten des Bandes „Skizzen im Gegenlicht“ zusammengefasst. Mit den gegenübergestellten, zumeist abstrakten in Schwarz-Weiß-Grautönen gehaltenen Tuschezeichnungen eröffnen sie den Lesenden die Möglichkeit, persönliche Bedeutungen spielerisch ins Bild zu legen. So zu den ersten Versen des dreistrophigen Gedichts „Casino“, indem Skyline und Wellen bildlich abstrakt zur Wortwahl korrespondieren:

„Sonnentanz auf der Skyline / zwischen Wildgras und Wellen / schaumlos draußen im Blau“.

Den freirhythmischen Gedichten des 1952 in Perleberg geborenen und in Wolfenbüttel lebenden Verlagslektors, Malers und Dichters Frank Sauer merkt man nicht nur an den oftmals dreizeiligen Strophen seine Liebe zum Haiku an, sondern auch an der Verknappung und den Wendungen. Als Beispiel die erste Strophe des Gedichts „Etwas beenden“:

„an einem Novembertag / aus dem Treppenhaus / Fragen abwerfen“

Die Gedichte von Frank Sauer laden zum zwanglosen Flanieren durch die von ihm mit Worten skizzierten Orte ein, halten die Gedanken vor Ort durch die den Text ergänzenden Tuschezeichnungen eine Weile fest, um sie mit leichtem Gepäck auf den weiteren Weg zu schicken. Kurzum: Der Gedichtband von Frank Sauer ist eine passende Reisebegleitung.