Ergebnis der Ausschreibung „Tugenden & Sünden“

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Über 1000 Texte von mehr als 250 Autorinnen und Autoren aus 6 Ländern

Dass in Sachsen die vier Literaturzeitschriften „Edit“, „Poet“, „Ostragehege“ und „SIGNUM“ alljährlich mit über 30.000 € gefördert werden, ist bemerkenswert und der Kulturstiftung des Freistaates hoch anzurechnen. Es ermöglicht den Zeitschriften in schöner Regelmäßigkeit eine stabile Existenz. Darüber steht wohl in den (nun nicht mehr ganz so) neuen Bundesländern nur noch das Land Berlin, das das aus der literaturWERKSTATT hervorgegangene „Haus für Poesie“ jährlich mit mehr als einer halben Million Euro finanziert.

Die genannten sächsischen Literaturzeitschriften bestehen um einiges länger, als das „Poesiealbum neu“, dessen erste Ausgabe Anfang 2007 erschien. Keine Frage, dass sich die Lyrikgesellschaft bei der Kulturstiftung Sachsen sozusagen „hinten“ anzustellen hat, will sie auch etwas vom Förderrahm abschöpfen. D.h. es gab bislang unsererseits gar nicht die Erwartung und dementsprechend auch nicht die Antragstellung, um wie die „Alt-Medien“ alljährlich an der Förderung teilzuhaben. Das wäre auch praktisch gar nicht möglich, da die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik mit keinem Geschäftsführer, Zeitschrifteninhaber oder Redaktionsmitglied im sächsischen Fachbeirat vertreten ist. Also haben wir bisher nur punktuell um Förderung ersucht, so bei der Herausgabe von Schülergedichten („Immer schneller“), Förderung der Übersetzer von Gedichten von Autorinnen und Autoren aus Leipzigs Partnerstädten („Gedichte von Welt“) sowie zur 1000-Jahrfeier der Messestadt („Leipzig im Gedicht“) und eben jüngst für „Tugenden & Sünden“. In jedem einzelnen Fall erhielten wir einen Ablehnungsbescheid. Einmal sogar im Vorhinein. Der stellvertretende Stiftungsdirektor Dr. Manuel Frey schrieb uns am 16.1.14: „Selbstverständlich kann ich das Votum der Beiräte nicht vorwegnehmen: dennoch möchte ich Sie jetzt schon darauf hinweisen, dass die Kulturstiftung bereits einige renommierte Literaturzeitschriften (edit, Ostragehege, Signum) fördert. Aufgrund der begrenzten Mittel ist die Förderung einer weiteren Literaturzeitschrift eher unwahrscheinlich.“ Natürlich könnte man es für töricht halten, nach drei versagten Förderungen einen weiteren Antrag zu stellen. Aber gibt es einen Rechtsanspruch auf Nichtförderung? Ist Förderung in Sachsen ein Erbhof? Die Mehrheit der fünf Fachbeiräte, unter ihnen der Inhaber der Zeitschrift „Poet“ und der Geschäftsführer von „Edit“, haben unser Projekt für nichtförderungswürdig erachtet. Dass es dennoch realisiert werden konnte, ist allein den Spenderinnen und Spendern, vornehmlich aus dem Kreis der Lyrikgesellschaft, zu verdanken. Unterstützt wird die Präsentation durch das PEN-Zentrum Deutschland. Um möglichst viele der Einsendungen berücksichtigen zu können, konnte nur jeweils ein Gedicht einer Autorin, eines Autors aufgenommen und auf viele weitere musste verzichtet werden, zudem musste die Rubrik „Der Gast“ entfallen. Hier finden Sie einen Link zu unserer Projektbeschreibung vom Februar 2016. Bilden Sie sich also selbst eine Meinung, ob für unser Projekt eine ablehnende Haltung die adäquate Reaktion ist. Vielleicht verschaffen Sie sich auch durch ein Abonnement (oder die Bestellung früherer Ausgaben) einen Eindruck davon, ob das „Poesiealbum neu“ im 10. Jahrgang (mit seinen 22 regulären Ausgaben, 2 Sonderheften, 4 Hörbüchern und 2 Gedichtfilm-DVDs) in den Kreis der „renommierte[n] Literaturzeitschriften“ in Sachsen Aufnahme finden sollte und sprechen diese Empfehlung gegenüber der Kulturstiftung aus.

Liste der Autorinnen und Autoren von „Tugenden & Sünden“

Johanna Anderka
Michael Augustin
Renate Axt
Dirk-Uwe Becker
Marianne Beese
Heinrich Beindorf
Jan Bereska
Heidi Bergmann
K. U. Robert Berrer
Franziska Beyer-Lallauret
Verena Blecher
Detlev Block
Hartmut Brie
Lars-Arvid Brischke
Pitt Büerken
Ralf Burnicki
Gesine Cahenzli
Ingo Cesaro
Doris Distelmaier-Haas
Róža Domašcyna
Tanja Dückers
Karin Eberling
Eckhard Erxleben
Siegmar Faust
Beate Fischer
Jürgen Flenker
Kurt Fricke
Peter Frömmig
Ingrid Gorr
Peter Gosse
Christine Graf
Christl Greller
Harald Gröhler
Ralph Grüneberger
Patricia Grygier
Diana Hellwig
Gisela Hemau
Kerstin Hensel
Stefan Heyer
Michael Hillen
Dieter Höss
Carmen Hofmann
Jan-Eike Hornauer
Markus Manfred Jung
Harald Kappel
Adel Karasholi
Nada S. Katz
Manfred Klenk
Charlott Ruth Kott
Grit Kurth
Fitzgerald Kusz
Anton G. Leitner
Monika Littau
Hartmut Löscher
Britta Lübbers
Gustav Lüder
Hans-Hermann Mahnken
Kathrin Maier
Salean A. Maiwald
Ingrid Miller
Manfred Moll
Erica Natale
Walter Neumann
Ingrid Niegel
Jutta Pillat
Marion Poschmann
Gunter Preuß
Judith-Katja Raab
Lutz Rathenow
Peter Reik
Andreas Reimann
Karla Reimert
Wolfgang Rischer
Franziska Röchter
Andreas-Wolfgang Rohr
Said
André Schinkel
Maren Schönfeld
Samira Schogofa
Ulrich Schröder
Ju Sobing
Michael Starcke
Heidrun Stödtler
Tina Stroheker
Helle Trede
Dieter Treeck
Simone Voß
Rainer Wedler
Rodja Weigand
Thomas Weiß
Evelyn von Wietersheim

Ralph Grüneberger, Vorsitzender der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e.V.
Leipzig, im November 2016

Rezension

Leipziger Internetzeitung vom 12. Dezember 2016