Hartmut Brie (*1943)
Zwischenmenschliches
Ein Wort gibt das andere bei Intoleranz in mieslichen Lebenslagen,
die Streitkultur der Demokratie ist ein strapaziöser Weg,
das tägliche Einerlei bietet keinen Raum für Freundschaftsdienste,
die digitale Welt ergreift Besitz vom Menschen als einem Ganzen,
das Zwischenmenschliche bleibt auf der Strecke ohne Widerspruch,
der Zeitgeist außer Gefecht in zugestellten Dunkelkammern.
Manchmal Sätze auf dem Sprung zu einem Mosaik aus Wortfeldern,
die Menschenrechte als Endprodukt noch immer in Klammern,
die Würde des Menschen ein kostbares Gut auf politischen Stelzen,
die Konflikte auf der ganzen Erde nichts als traurige Bilanzen
einer Fehlinterpretation von unmissverständlichen Regeln im Klartext,
wir streiten öffentlich um Kultur als höchstes Bildungsprivileg.
Quelle: LyrikZeit, deine zeitschrift für lyrik
Empfehlung des Monats · März 2018
von Michel Ackermann
Thomas Rackwitzs zupackender lyrikband “IM TRAUM DER DICH NICHT SCHLAFEN LÄSST“ und Jürgen Zimmermanns „SAISONLYRIK“
es geht ein mediales lächeln um, im zeitalter digitaler glücklichkeit. möglichst selfie-made, sozusagen eine art ego-digitales wasserstoffbömbchen, um die sozial-psychologisch obligatorische aufmerksamkeitsquote optimierter erreichen zu können. selbst die traurig-glücklosen hat die omni-glückliche gesellschaft im zweifelsfall fröhlich zu inkludieren. denn auch egalität ist ein understatement in der ungleichen gesellschaft. solch epidemisches understatement hat längst auch alle genres der kunst ergriffen. mindestens die jedenfalls, welche abseits unbeliebter negativer dialektik darum bemüht ist, in der tonalität und totalität der lächelnden gesellschaft ihren “auch-ein-bisschen-fröhlichen-ego-platz“ zu finden.