Beschreibung
Poesiealbum neu „Gute Nachrichten [2025/01]
Vorwort
Gute Nachrichten
Gute Nachrichten Ob sie so selten geworden sind, die guten Nachrichten, frage ich mich manchmal, oder ob sie immer schon selten waren. Ich muss schon tief in meinem Gedächtnis graben, um auf eine Nachricht zu stoßen, die man als gut bezeichnen könnte. Dabei gelte ich im Allgemeinen als recht optimistischer Mensch.
Letztlich ist es aber auch so, dass alles, was sich dabei zu Tage fördern lässt, nach einiger Zeit wieder fortgespült wird oder dass sich, wenn man das Lächeln ein wenig beiseite schiebt, dahinter ein Abgrund verbirgt. Das Gute, so scheint es, ist ohne sein Gegenteil nicht zu haben. Zu den optimistischsten Zeiten der Leipziger Montagsdemonstrationen lauerten in den Nebenstraßen schon Gruppen von Rechtsradikalen.
Heiner Müller meint, Optimismus entspringe zumeist einem Mangel an Information.
Das scheint mir eine verbreitete Haltung zu sein, die wahrscheinlich auf lebensweltliche Erfahrung zurückgeht und die sich in einigen Gedichten dieser Anthologie zeigt, aber auch in der jüngeren und älteren Dichtungstradition.
Wenn ich als chronisch Kranker zum Arzt gehe, ist es ja schon als gut zu betrachten, wenn der Arzt oder die Geräte keine Verschlechterung messen. Der Segen des Stillstands.
„Ich habe keine Zeitung gelesen“, lautet der erste Vers von Thomas Braschs Gedicht „Der schöne 27. September“. Die Grundlage für einen schönen Tag ist also auch hier das Ausblenden aller Nachricht. Womöglich, weil Brasch mit einer guten schon gar nicht mehr rechnete. Oder weil jede gute eingepackt ist in eine Reihe von schlechten. Vielleicht ist es auch so, dass der guten Nachricht, um sie so bezeichnen zu können, notwendig eine schlechte vorausgehen muss. Das Kind, das gerettet wird, muss erst einmal in den Brunnen gefallen sein. Vielleicht trauen wir ihnen, den guten, auch nicht mehr über den Weg.
Oder die Boten sind alle gestorben, wie der Bote der 490 v. Chr. die Nachricht vom Sieg der Athener über die Persischen Invasionstruppen von Marathon nach Athen brachte. Die gute Nachricht beflügelte seinen Lauf, aber da Menschen im Allgemeinen keine Flügel haben, überforderte dies seinen Körper, und er starb vor Erschöpfung. Die gute Nachricht jedenfalls ist, dass wir hier eine Publikation vorliegen haben, die sich dem Thema und seiner Ambivalenz auf vielfältigste Art stellt.
Jan Kuhlbrodt im Januar 2025
Autorinnen und Autoren der Gedichte und Bilder
Jan Kuhlbrodt – Vorwort
Jochen Berendes 5
Eva-Maria Berg 8
Robin Bergauf 4
Franziska Beyer-Lallauret 6
Marlies Blauth 55
Helmut Blepp 39
Ingolf Brökel 38
Holger Brülls 24
Ralf Burnicki 23
Ingo Cesaro 19
Manfred Chobot 41
Herta Dietrich 15
Erika Dietrich-Kämpf 48
Ulrike Diez 58
Kirsten Döbler 27
Bettina Engel-Wehner 49
Peter Feler 51
Ruth Forschbach 53
Harald Gröhler 52
Ralph Grüneberger 57
Irena Habalik 29
Günter Harnisch 44
Sybille Hoffmann 30
Jan-Eike Hornauer 63
Diana Jahr 54
Andreas Knapp 18
Andreas Köllner 7
Matthias Kröner 46
Hans-Werner Kube 9
Philipp Létranger 13
Birgit Littmann 31
Guido Luft 10
Renate Meier 64
Bettina Melzer 32
Eline Menke 33
Manfred Moll 17
Mark Monetha 45
Sofie Morin 59
Christoph Müller 11
Klaus Nührig 12
Tobias Pagel 16
Erich Pfefferlen 56
Jürgen Polinske 47
Rainer Reno Rebscher 36
Alain Rivière 50
Karl Rodenberg 37
Andreas-Wolfgang Rohr 71
Thomas Rottluff 26
Gert Schmidt 40
Sigrune Schnabel 70
Petra Schröck 65
Dr. Ulrich Schröder 69
Helga Schulz Blank 62
Christine Johanna Seidensticker 43
Hans Senninger 61
Wolfgang Stock 14
Rüdiger Stüwe 25
Dirk Tilsner 20
Jutta von Ochsenstein 67
Thomas Gerhard Vömel 21
Ursula Wartmann 22
Rainer Wedler 42
Florian Wessels 66
Helmund Wiese 68
Carmen Winter 28
Florian Wolf-Roskosch
76 Seiten, teils illustriert
ISSN 2193-9683 Preis EUR 8,70