Beschreibung
Poesiealbum neu „Bolschoi oder Berghain – Gedichte zum Tanz“ [2025/02]
Vorwort
Ein Tanz in Worten
Fragen wir die Lexika nach der Bedeutung des Begriffes „Tanz“, dann wird dort von Ritualen und Bräuchen, einer Therapieform und einer ganz individuellen Gefühlsäußerung gesprochen. Gehen wir weit in die Geschichte zurück, dann gab es sogar eine Verbindung zwischen dem Tanz und magischen Kräften. Ganz verloren ging dieser Wunsch nach Magie nicht, denn wir wünschen uns, beim Tanzen nicht nur einem fremdbestimmten Bauplan zu folgen und einen Schritt vor oder neben den anderen zu setzen. Wem es gelingt, im Tanz, allein oder als Paar, Geist und Körper zu einer Bewegung zu vereinen, den bewundern wir.
„Unsere Spannbreite ist groß, ob klassischer Tanz oder experimentell, professionell oder privat, zu zweit daheim oder im randvollen Club – das bleibt Ihnen überlassen.“ So hieß es in unserer Ausschreibung. Und wie erwartet überraschend ist der Zugang, den viele Lyrikerinnen und Lyriker gefunden haben. Inhaltlich und formal ist die Spannbreite der in dieser Anthologie thematisch vereinten Lyrik groß. Um dies zu veranschaulichen, nenne ich vier Beispiele.
Zum Tanz gehört die Musik. Nach einem jiddisch-slawischen Volkslied hat Grit Kurth ihr Gedicht „An eine jiddische Balalaika“ verfasst, und es erinnert an das Schreckliche, was geschah: „Ach, ihre Väter wurden vertrieben. / Ach, ihre Kinder durften nicht leben. / Leben und lieben, drehen und wiegen. / Ach, ihre Leiber dem Tod übergeben. // Steine wachsen auf ihren Gräbern. / Bäume wiegen über sie hin. / Wiegen und wehen, doch nie verstehen. / Kein Gras verdeckt Mord ohne Sinn.“
Weit ins Innere hinein getragen werden die Rhythmen und Bewegungen des Tanzes in dem Gedicht „Fragile Umrisse“ von Magnus Tautz: „Unsere Glieder sind Rhythmen, in / Nachrichten zerlegt. Jede Durchsage / reißt an unseren Nerven. Zahlen baumeln / in unseren klatschnassen Seelen“.
In anderen Gedichten wird der gemeinsame Tanz zu einem verbindenden Sinnbild der Liebe. So in Esther Horats Gedicht „Welt“: „meine Haare umspielen dich, / Stimmen, Düfte, wildes / Wachsen. Bis zu den Wurzeln / dein Puls. // Der Tag wird kommen, / da tanze ich in dich hinein / das Haar im Glanz / deiner Farben.“
Und in dem Gedicht „theater theater“ von Barbara Finke-Heinrich heißt es: „wie eine blume / voller anmut / bietest du / dem wind die stirn / biegsam und stark / zugleich / zauberst ungedachte / figuren uns / gleichen die schritte / federleicht / dem tanz der wolken // ach lass uns die träume / noch ein wenig / lass uns…“
Von vielen Gedichten in dieser Anthologie fühlten wir uns zutiefst beeindruckt. Angesprochen haben uns alle.
In einer Welt, in der der Hass die Menschen trennt und zu zerreißen droht, bildet die Lyrik ein Gegengewicht und bleibt eine Mahnung. Der Tanz ist eine Aufforderung, sich zu bewegen, sich die Hände zu reichen und sie zu halten.
Klaus Nührig, August 2025′
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Autorinnen und Autoren der Gedichte und Bilder
Klaus Nührig – Vorwort
Autorinnen und Autoren der Gedichte und Bilder
Manfred Ach 41
Eyk Akansu 46
Petrus Akkordeon 15
Danilo Art-Merbitz 54
Julia Bachhuber 47
Marianne Beese 14
Eva-Maria Berg 53
Martina Bilke 56
Florian Birnmeyer 52
Marlies Blauth 50
Helmut Blepp 80
Sabine Brandl 37
Michael Georg Bregel 75
Dr. Holger Brülls 04
Ingo Cesaro 19
Manfred Chobot 55
Nicole Drude 76
Bettina Engel-Wehner 73
Barbara Finke-Heinrich 29
Ruth Forschbach 79
Jana Franke 21
Sybille Fritsch 28
Marlena Hanna Gaul 20
Klaus Gottheiner 66
Gertraude Grabert 78
Irena Habalik 13
Thomas Hald 25
Johanna Hansen 38
Annedore Hirblinger 30
Jula Hils 74
Sibylle Hoffmann 68
Esther Horat 57
Jan-Eike Hornauer 33
Carmen Jaud 49
Eva Joan 22
Christoph Kleinhubbert 58
Andreas Knapp 45
Andreas Köllner 11
Cornel Köppel 36
Dorothee Krämer 61
Matthias Kröner 59
Hans-Werner Kube 32
Grit Kurth 67
Philipp Létranger 62
Guido Luft 64
Anne Mai 18
Steffen Marciniak 40
Renate Meier 16
Eline Menke 63
Jürgen Miedl 24
Mark Monetha 10
Sofie Morin 17
Ida Müermann 69
Daniel Mylow 71
Ingrid Niegel 26
Klaus Nührig 65
Nicola Quaß 70
Thomas Rackwitz 12
Rainer Reno Rebscher 72
Anselm Retzlaff 09
Renate Maria Riehemann 08
Karl Rodenberg 34
Andreas-Wolfgang Rohr 06
Lena Schnarr 27
Manfred Schwab 31
Magnus Tautz 07
Charlotte Ueckert 44
Gisela Verges 48
T. G. Vömel 23
Christine Zureich 60
84 Seiten, teils illustriert
ISSN 2193-9683 Preis EUR 10,00