Gedicht des Monats Juni 2021

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Anton G. Leitner (*1961)

Da Drängla draad duach

Wennsd in da Dreissgazone
Dreissge faasd, is ea scho
Hindda dia und blendd
Auf und ob und auf und ob
Und ruggd da so aufn Bäiz,
Dassd moansd, ea hoggd scho
Auf deim Schdoossschdangal.

Und ea zoagd da aa no an
Vogl, oisa di aufm duach-
Zongna Schdreifn mid Sechzge
Üwahoid, und hubd wia bläd,
Wenna se wieda einigwedschd
Voa dia und davobreddad mid
Am Moadskaracho.

›Di grazz i need vom Baam‹,
Dengsda no, awa an da
Bau-Ambbe schdeeda scho
Wieda bei Rod voa dia mid
A rodn Bian und geed wuid
Fuchdlnd auf sei Oide los,
De newa eam sizzd und bädd,
Dass sauschnäi grea wead.

In der vom Autor gefertigten hochdeutschen Fassung klingt es so:

Der Drängler dreht durch

Wer sich in einer Tempo-30-Zone
An die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, hat ihn schon
Im Nacken sitzen. Und er blendet
Auf und ab und auf und ab
Und fährt so dicht auf,
Dass du meinen könntest, er klebe dir schon
Hinten an der Stoßstange.

Und er tippt sich auch noch mit dem Zeigefinger
An die Schläfe, als er dich auf dem durch-
Gezogenen Mittelstreifen mit 60 km/h
Überholt, und hupt wie ein Verrückter,
Sobald er sich wieder vor dir hineingezwängt hat
Und mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit
Davonbraust.

›Deine sterblichen Überreste kratze ich nicht vom Baum‹,
Denkst du noch, aber an der
Baustellenampel steht er schon
Wieder bei Rot vor dir mit
Hochrotem Kopf und traktiert wild
Gestikulierend seine Lebensabschnittsgefährtin,
Die neben ihm sitzt und betet,
Dass die Ampel schnell wieder auf Grün umschaltet.

Aus: Poesiealbum neu, „Fahren und Gefahren. Gedichte zur Automobilität“,
erscheint Ende Juni 2021

Wir gratulieren unserem kooperativen Mitglied, dem poetica hominum, zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm viele schöne Momente im neuen Lebensjahr, allem voran eine stabile Gesundheit und Freude an eigener und zugesandter Dichtung.