Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Hälfte des Lebens
 
 Mit gelben Birnen hänget
 Und voll mit wilden Rosen
 Das Land in den See,
 Ihr holden Schwäne,
 Und trunken von Küssen
 Tunkt ihr das Haupt
 Ins heilignüchterne Wasser.
 
 Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
 Es Winter ist, die Blumen, und wo
 Den Sonnenschein,
 Und Schatten der Erde?
 Die Mauern stehn
 Sprachlos und kalt, im Winde
 Klirren die Fahnen.
Im Herbst 2020, wenn wir zu Ehren Hölderlins die „Poesiealbum neu“-Ausgabe 2/2020 „Poesie & Narrheit“ in Leipzig und Tübingen vorstellen werden, passt dieses großartige Gedicht natürlich sehr viel besser zur aktuellen Jahreszeit. Aber darauf wollen wir nicht warten. Das Hölderlinjahr beginnt jetzt. 
 
 