Empfehlungen des Monats Februar 2025: Jane Wels „Schwankende Lupinen”

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Empfehlung des Monats Februar 2025 von Steffen Marciniak:

Die diesmalige Empfehlung des Monats gilt einem lyrischen Debütband, erschienen 2024 in der Dortmunder „edition offenes feld“: „Schwankende Lupinen“ von Jane Wels.

„Mein Wolf / heult sich durch kulturelle Codes, / das Fell gesträubt / von den Endlosschleifen der / Erwartungsbrüche“, schreibt Jane Wels (und so kündigt der Verlag an) in einem der programmatischen Gedichte ihres lyrischen Debüts, um dann auf der Fremdheit der Sprache zu tanzen, wild, aufbegehrend, die sinnliche Welt mit allen Sinnen einsaugend. Denn die Erfahrung des Ichs führt über Natur und Farben, Klänge und Künste, die Wels mit einem reichen Instrumentarium an ebenso originellen wie leicht fassbaren Metaphern in die Sichtbarkeit der Worte auf dem Papier überführt.

Der Dichter Michael Georg Bregel beschreibt seine Begegnung mit dem Buch der Dichterin und ihre Stellung in der Lyrikszene: „Jane Wels ist ein Phänomen. Als rastlose Vermittlerin all dessen, woran sie kulturell interessiert ist – und das ist beeindruckend viel. Als rückhaltlose Unterstützerin und Ermutigerin anderer kreativ Tätiger. Und nicht zuletzt auch als Literatin. Im letzten Jahr gab es kaum ein Buch, das mir von der knappen, maximal verdichteten und doch opulenten Sprache, von den prägnanten, unmittelbar vor dem inneren Auge aufleuchtenden Bildern und von der fokussierten Schlichtheit der Aufmachung und Zusammenstellung her näher war und geblieben ist als „Schwankende Lupinen“. Und das, obwohl Jane Wels in ihren kurzen, titellosen lyrischen Texten oft, ja bevorzugt Bilder aus der Natur wählt und ich nun wahrlich kein Naturbursche bin. Unfassbar, dass dies der allererste Lyrikband dieser fantastischen Autorin ist – mögen noch viele weitere folgen!“

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Jane Wels taucht genüsslich in die Welt der Farben ein, „Rosa schmecken die Niederungen am Morgen“. Sie folgt einem „fliehenden Gelb“, erblickt den „roten Volta“. Es gibt „rabenschwarze Lackhandschuhe“ und „Schritte schlucken Zederngrün“. Es weckt uns „ein Aufbegehren in Weiß“ und immer wieder geraten wir in eine vielfältige Tierwelt mit „Blaufelchen“ oder „silbrigen Kätzchen“, Isabellfasan und Seegrashunden. Jane Wels entführt ihre Leser in die Natur, nimmt mit in die Wälder, zu Gräsern und Blumen. In den Gedichten spüren wir Ruhe und Stille, die uns zu Liebessehnen und in Träume führt:

„… Nur die zaudernden Träumer

Mähen ihre Worte,

hüten Gräser,

denen ich trauen mag.“

Andernorts werden wir in Sagen, Märchen, Mythen geleitet. Es öffnen sich Tore in besondere Zauberwelten. Wir erfahren etwa, „Winternachtschwalben sind Elfen der Hopi“. Ein Gedicht ist Poseidons Nymphe Kerkyra gewidmet, nach der die alten Griechen ihre Insel Korfu benannten, gelangen auch in die Dardanellen, einst bekannt als Hellespont, in den die Thebanerkönigstochter Helle vom fliegenden goldenen Widder hinabstürzte und in den Fluten ertrank. Gern erinnert man sich an diese vertrauten mythischen Geschichten, die Jane Wels nur kurz anreißt, zu eigener Weiterreise der Leser, aber um die sie ihre eigenen wunderbaren Welten, wie die mit den Prinzen, einwebt:

„Es sinkt mich

In die Strömung der Dardanellen.

Umarmt von ertrinkenden Prinzen

Aus längst vergangenen Mondjahren.

Kein Leuchtfeuer in Sicht.“

Es lohnt sich, einzugehen in die Gedanken und Beobachtungen der Autorin, die alle Sinne ansprechen, die Bilder, Klänge, Aromen, Phantasien einfängt in ihre schwankende Lupinenwelt, die schwankt, weil ihre Blüten geöffnet sind.

Jane Wels:

Schwankende Lupinen

Hardcover mit Schutzumschlag, 80 S., 19,00 €

ISBN 978-3-75972-115-0

Dortmund, edition offenes feld, 2024