Jürgen Polinske (Hg.): Ich will alles von der Welt / Quiero todo del mundo

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Februar 2023 – Empfehlung des Monats von Renate Maria Riehemann

Was kann Literatur und insbesondere Lyrik zur Völkerverständigung und zum Frieden beitragen? Diese Frage kann sicherlich nicht einfach beantwortet werden, aber die internationale Dichterbewegung Cita de la Poesia leistet einen hörens- und lesenswerten Beitrag dazu.

„Einander vorlesen, zuhören und sich dabei in die Augen sehen, im Anschluss von Lesungen miteinander reden über Gehörtes, Gelesenes, Erlebtes und stets etwas vom jeweils anderen zu erfahren“,

so der Kerngedanke im Klappentext des von Jürgen Polinske zur XXV. Cita de la Poesia herausgegebenen Buches mit dem Titel „Ich will alles von der Welt“, einem Ausspruch der 1925 geborenen Lyrikerin Inge Müller. Dir Lyrikanthologie, die auch den Titel „Quiero todo del mundo“ trägt, ist „ganz speziell den Frauen gewidmet …, dem Streben der Menschen nach Frieden“ und beinhaltet die Beiträge von fast fünfzig Dichtern und Dichterinnen, vornehmlich aus Deutschland, aber auch aus Griechenland, Spanien, Mexiko, Bolivien, Peru, Uruguay und von den Kanarischen Inseln. Der Themenkreis ist weit gesteckt. Marion Kannen benennt in ihren Gedichten, in denen man das Aufbegehren spürt, die weltweite Unterdrückung der Frauen:

der moment /in dem du den ball /… / annimmst / der macht / alles anders / … / nun bist du dran.“

Wenn ich das blaue Buch zur Hand nehme – und das passiert immer wieder – fühle ich mich mit meinen Gefühlen und mitfühlenden Gedanken aufgehoben in dem Miteinander der zahlreichen, ganz unterschiedlichen, teilweise ganzseitigen Abbildungen und den Gedichten in deutscher Sprache mit den zumeist spanischen Übersetzungen und Nachdichtungen, die noch einmal ganz andere Seiten zum Schwingen bringen. Der weiche, griffige Buchdeckel, das leicht raue, chamoisfarbige Papier und die ansprechende Schriftgröße machen aus der Anthologie für mich im positiven Sinne ein gedankendichtes Bilderbuch.  Aus „Las macetas de mi hogar / Die Töpfe meines Herzens“ von Letícia Quemada, übersetzt von Barbara Quevedo-Krüger und nachgedichtet von Jürgen Polinske, die drei ersten und drei letzten Zeilen:

Geranien erinnern mich an meine Großmutter / die Oleander in den Händen meiner Mutter / Gestern habe ich einen weiteren Topf gekauft / … / Ich warte auf den Geruch von Jasmin / Und die Orangenblüte meines Zitronenbaums / Ich hoffe, hoffe, auf Frieden in unserer Stadt“

Auch ich wünsche mir Frieden in unserer Stadt, in unserem Land, im Nachbarland, in der Welt und zwischen den Geschlechtern. Ein hehres Ziel, zu dem die Cita de la Poesia und die vorliegende Anthologie einen berührenden, anspruchsvollen und lesenswerten Beitrag leisten.

Renate Maria Riehemann

Buchdaten:

Jürgen Polinske (Hg. / Ed.)

Ich will alles von der Welt / Quiero todo del munde

Anthologie in mehreren Sprachen für die internationale -dichterbegegnung, die XXV. Cita de la Poesia 2022 in Berlin

KLAK Verlag, Berlin 2023

ISBN 978-3-948156-73-2

203 Seiten, zahlreiche Abbildungen

20 €