Die spätere farbe

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Gedicht des Monats · November 2016

Andreas Reimann (*1946)

Die spätere farbe

September, september, und schwarzviolett
fruchtet der herbe holunder,
wuchern die muscheln an schrundigen buhnen,
dunkeln die trauben und pflaumen.

Und hörst du, das herbstliche heidekraut
knistert lila, und sicherlich
wiederholt die clematis
ihr schmetterlingsbrüten.

In gleicher farb’
drängt aus dem boden der ritterling sich,
tuscht die bäuche der schwangeren wolken
im gedämmer das schwindende licht.

Schau, es haben die wasser
sanft aubergin sich versammelt zum see
in einer druse aus amethyst.

Und herbstzeitlose sind ausgestreut,
die alternden frauen, in allen parks.


Quelle: Poesiealbum neu „Weißglut. Gedichte zu Farben“, herausgegeben von Ralph Grüneberger, Edition kunst & dichtung, Leipzig 2014