Gisela Hemau (*1938)
Der andere Ort
Gott war die hohe
Stimme meines Vaters
vermischt mit
dem Rauschen
des Baums
an dem ich
hing
halb tot halb lebendig
Jetzt fahre ich und fahre
Vorbei an einem wolken-
verwischten Ortsschild
auf dem Ann Arbor steht
Meine Mutter heißt Ann
Die Straße verliert sich
Neben mir sitzt mein
Vater
Quelle: Poesiealbum neu „In Familie“, edition kunst & dichtung, Leipzig 2013
Poesiealbum neu
„In Familie. Gedichte“, edition kunst & dichtung, Leipzig 2013
Ausgabe 2/2013
Empfehlung des Monats · April 2018
von Franziska Röchter
Wenn ein Lyriker die „Härte der modernen Arbeitswelt mit ihren Athleten des Managements“ (Waschzettelbeschreibung) thematisiert und selbst ein nicht geringer Teil genau dieser bedichteten Arbeitswelt ist, also in zwei vielleicht nur auf den allerersten Blick extrem gegensätzlichen Parallelwelten zuhause ist, dann wird man neugierig und fragt sich, wie er das macht. Wenn man aus Ostwestfalen kommt und gleich im ersten Gedicht auf der Innenseite des Schutzumschlages dieses qualitativ hochwertigen Hardcoverbandes mit Lesebändchen Bielefelds Existenz mit der Unsichtbarkeit von Briefkasten- oder Scheinfirmen verglichen wird, dann muss man sich Ulrich Becks Gedichte einfach einmal genauer anschauen …
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